Lichterserenade in der Ulmer Schwörwoche

Lichterserenade

Die Ulmer Lichterserenade auf der Donau zum Ulmer Volksfest

Stimmungsvoller Auftakt zum gefühlten Höhepunkt des Ulmer Festjahres ist alljährlich die am Samstag vor Schwörmontag (jeweils vorletzter Julimontag) nach Einbruch der Dämmerung beginnende „Lichterserenade“.

Das trotz Feuerwerks insgesamt eher stille, strömungsgemäße Hinunterschaukeln tausender roter und gelber Windlichter („Hindenburglichter“) ist ein fast schon philosophischer („panta rhei“: Alles fließt, d.h. ist stetem Wandel unterworfen und doch immer eine Einheit, was ja auch für die Formen des Schwörmontags galt und gilt) Kontrapunkt zum karnevalistischen Nabada und der feierlichen Schwörrede mit namengebendem Schwur des Oberbürgermeisters. Ein junger Brauch, aber mit vielen Vätern.

An der Wiege zur Lichterserenade standen die Ulmer Kanuten, die einst vor Schwörmontag private, mit lampiongeschmückten Kanus durchgeführte nächtliche „Flottenparaden“ auf der Donau abhielten. Hinzu kamen Mitglieder der Gesellschaft der Donaufreunde, welche andernorts eine Wasserillumination kennenlernten und diese auf die Donau übertrugen. Beides führte schließlich ausbauend zusammen der damalige Verkehrsverein. So können sich seit 1967 alljährlich bei ruhigem Wasser tausende Besucher an den Ufern und auf den mitwirkenden Ulmer Schachteln selbst versonnen dem Lichterspiel hingeben. „Panta rhei“ eben…

Die Fassaden der Gewerbebank, auch wenn sie durch spätere Umbauten einzelne Motive verloren (wie die Figur von Schulze-Delitzsch über dem ehemaligen, jetzt geschlossenen Haupteingang), gehören immer noch zum Besten des Ulmer Jugendstils. Das Erdgeschoss ruht auf hellen, wuchtigen Buckelquadern, an die Stauferzeit erinnernd; am Nebeneingang zum Olgaplatz tummelt sich ein steinerner Salamander samt Fisch als Regenrinnenkopf. Über dem Nebeneingang in der Heimstraße hält eine steinerne Nachtwächterfigur Ausschau nach Unberechtigten, die nachts über
diesen Eingang den Tresorraum der Bank hätten erreichen können. Der abgebildete halbrunde Turm an der Südwesthausecke prunkt mit romanisierenden Würfelkapitellen, darüber erhebt sich ein barocker Wellrandgiebel zur Frauenstraße, auf dem (ähnlich dem Ulmer Kornhaus) Zierkugeln sitzen. Das ganze Haus wird gekrönt von einem kupfernen Dachturm, ebenfalls barock anmutend. Kunststeinelemente gliedern lebhaft die in Rauputz gefassten Fassaden. An diesem Gebäude ist die Symbiose verschiedener Architekturstile und die Kooperation diverser Handwerkstechniken (Steinmetz- und Kupferarbeiten, Schreiner- und Eisenschmiedewerke) ideal verwirklicht.

Text: Uwe Heinloth