Friedrichsau, Fontäne auf dem Oberen Ausee

 

Die Wasserfontäne am große Ausse in der Friedrichsau

Die Wasserfontäne am große Ausse in der Friedrichsau

Erfrischendes Nass zum Sommer präsentiert das Juli-Kalenderbild, die Wasserfontänen im Oberen Ausee der Ulmer Friedrichsau.

Als 1811 durch großherzige Spende König Friedrichs I. von Württemberg, immerhin majestätische 2.000 Gulden, der von der Ulmer Obrigkeit eben in Angriff genommene Ausbau des „Gänshölzle“ genannten Auwaldes zum neuen Naherholungsgebiet für das an Bayern verlorene „Steinhäule“ beschleunigt fortgeführt werden konnte, gab es den abgebildeten See noch nicht. An seiner Stelle befand sich nebst Dickicht ein neu angelegter Schießplatz, der den nun zu Ehren des königlichen Gönners „Friedrichsau“ genannten Park attraktiver machen sollte. Das heutige Seegelände lag damals auch noch etwas seitab vom Zentrum der Auvergnügungen rund um die Dianawiese, wo die Ulmer Gesellschaftsgärten sich ansiedelten.

Das änderte sich laut Ulmer Bilderchronik 1899, als wieder einmal eine Parkerneuerung ins Auge gefasst wurde. Den damaligen Grünplanern lieferte ein „Gärtner-Bauinspektor“ aus Straßburg mit Namen Kurtz entsprechende Pläne, die einen Kanal durch die Friedrichsau samt See vorsahen; der Aushub des Sees versprach reichlichen Kiesgewinn. Obwohl das Projekt als zu teuer betrachtet wurde, begannen schon 1902 Stauversuche für den künftigen See; hierzu verwendete man das ohnehin nördlich der Au an der Pflugfabrik Eberhardt vorbeirauschende Wasser eines Blauarmes.
Offensichtlich waren die Stauversuche erfolgreich, denn schon 1904 ist zu lesen, dass der neu angelegte See anlässlich eines autypischen Sommerfestes illuminiert werden konnte. Den Ulmern gefiel das nasse Element, welches schon vor 1907 im Sommer zum beliebten Gondelfahren diente, im Winter den Schlittschuhläufern Übungsgelände bot.

Zur nochmaligen Steigerung der Attraktivität von Friedrichsau und Ausee baute man einen Springbrunnen in die Seemitte, eröffnet am 18. Juni 1910. Zum Erstaunen der damaligen Parkgäste stieg die zentrale Wassersäule, ähnlich der heutigen, über 22 Meter in den Auhimmel, umspritzt von weiteren zehn Nebenfontänen. Insgesamt beförderte der Springbrunnen so pro Sekunde 50 Liter Wasser in die Luft, ein Drittel des täglichen Pro-Kopf-Wasserverbrauches der reinlichen Ulmer Bevölkerung 1909! Zur gemütlichen Betrachtung der Fontänen war aus dem an der ehemaligen Schießstätte gelegenen Schützenhaus inzwischen eine „Wirtschaft“ geworden, die im Juni 1929 zur respektablen Sommerhalle umgebaut wurde. Das mit Terrasse am See gelegene Parkrestaurant war zumindest 1957 vom „Seepark-Kabarett“ bespielt. Was bestimmt lustiger war als die zuvor von den Nationalsozialisten am 12. August 1940 für verwundete, aber gehfähige Soldaten veranstaltete Feier im Restaurant, das inzwischen 2.000 die Fontänen bewundernde Besucher aufnehmen konnte, aber dann 1968 abgebrochen wurde; im Gegensatz zum Springbrunnennachfolger, der erneuert ja immer noch aktiv ist, wie das Monatsbild belegt.

Text: Uwe Heinloth