Der Ulmer Weihnachstmarkt mit dem Ulmer Münster als Kulisse

Ulmer Weihnachtsmarkt, Eingang beim Stadthaus, mit Münsteransicht

Wieder wird das Jahr beschlossen durch ein Bild des Ulmer Weihnachtsmarktes, der sich zu Füßen des höchsten Kirchturmes der Welt als lichterfrohe Budenstadt ausbreitet. 2013 ist es schon 631 Jahre her, als ein Nikolausmarkt entstand, in dessen Tradition sich das vorweihnachtliche Treiben versteht. Zum Besuch lädt eine feierliche Lichterpyramide ein, die – fast gotisch anmutend – zum Münsterturm zu gehören scheint.

„Mit flimmernden Lichtreklamen und dem Weihnachtsmarkt und seinen Buden bietet die Stadt ein festliches Bild“, lobt die Ulmer Bilderchronik schon am 22. Dezember 1935, obwohl der Markt in dieser Zeit eher als ein urgermanisches Sonnwendfest zu verstehen war. Nach dem Zweiten Weltkrieg lockte bereits 1948 wieder eine Wintermesse mit 180 Ständen, etwas Glanz in die Ruinenlandschaft um den Münsterplatz herum bringend. Allerdings fiel der Bilderchronik dann doch auf, dass „in einer Schießbude […] bereits wieder mit Schrotkügelchen geschossen werden“ durfte auf der damaligen jahrmarktsähnlichen Wintermesse. Zum 24. Dezember 1951 wird eine Neuerung festgestellt; es feierten „erstmals […] viele Ulmer Familien und amerikanische Soldaten die Christmette im Münster“ gemeinsam. Aus ehemaligen Besatzern wurden offenbar langsam Freunde…
Natürlich waren hierbei auch die guten Gaben der US-Soldaten nicht zu verachten, weswegen in viele Ulmer Weihnachtsstuben damals so genannte „Christmas-Amis“ völkerverbindend eingeladen wurden.

Trotzdem bestimmte in der Nachkriegszeit auch während der Wintermesse allgemeine Not das Alltagsleben. Die Ulmer Bilderchronik zählt eine traurige Statistik auf: 34,5 Prozent der 13jährigen Schulkinder waren 1947 noch ausgebombt, 7 Prozent besaßen immer noch keine eigenen Schuhe, bei 20 Prozent war der Vater gefallen, noch als vermisst gemeldet oder in Gefangenschaft. Dafür hatte die Wintermesse starke Konkurrenz mit einem ganz anderen Marktgeschehen, dem überall herrschenden Schwarzmarkt, der keine festliche Beleuchtung erforderte. Ironie der Ulmer Polizeigeschichte, dass ausgerechnet in der Vorweihnachtszeit, am 10. Dezember 1946, die größte Ulmer „Schwarzhändlerbande“ dingfest gemacht werden konnte, wobei „zehn Pfund Fett, zwanzig Pfund Kaffee, einige hundert Zigaretten, rund hundert Päckchen Tabak, sowie eine Menge Mehl und Konserven amerikanischer Herkunft“ laut Bilderchronik sichergestellt werden konnten.

Möge dem diesjährigen Weihnachtsmarkt erspart bleiben, was die erste Ulmer Wintermesse in bundesrepublikanischer Zeit am 17. Dezember 1949 traf: Sturm mit Windstärke 10, der ganze Verkaufsbuden umfallen ließ. Die von der Polizei damals ausgegebene Warnung vor einstürzenden Ruinen am Münsterplatz ist, wie das friedliche Dezemberbild zeigt, gottlob nicht mehr nötig…

Text: Uwe Heinloth