Grab des Grafen Arco

Grab des Grafen Arco auf dem alten Ulmer Friedhof

Ein stimmungsvolles Winterkleid hat sich der jahrhundertelang als Gottesacker belegte Friedhof übergezogen. Seit 1899 durch den „Neuen Friedhof“ an der Stuttgarter Straße ersetzt, wurde er im Rahmen des Grünflächenkonzepts der kriegszerstörten Stadt ab 1949 zum Park umgestaltet. Knapp 200 historische Grabstätten unter fast 400 alten Bäumen hinterließ der damalige Leiter des Garten- und Friedhofamtes, Landschaftsarchitekt Günther Grzimek.

Das abgebildete klassizistische Grabmal dient Philipp Graf von und zu Arco als um 1806 errichtete Ruhestätte, rechts des Hauptdiagonalweges von der Georgskirche zur Schülinstraße gelegen – auf historischem Boden. Wurden doch daneben 1879 wohl die Fundamente der alten Ulmer Pfarrkirche „Unsere liebe Frau ennet felds“ entdeckt, 1376/77 abgebrochene Vorgängerin des Münsters.
„Ja weine nur herab von Deinem Thron / Um ihn, o Max, des Dankes heil’ge Zähren / Lang wird Dir keinen edlern, treuern Sohn / Der mehr Dich liebt, das Vaterland gebären!“, dichtete Johann Martin Miller, Ulms berühmter Autor des Romans „Siegwart, eine Klostergeschichte“, in der Pfauengasse niedergeschrieben und in Leipzig 1776 erschienen. Miller, Mitglied des „Göttinger Hainbundes“ und Ulmer Theologe, fordert den damaligen bayerischen Landesherrn Ulms, Kurfürst Max IV. Josef, beinahe hymnisch auf, seinen Ende November 1805
entschlafenen „Generalkommissär in Schwaben“ würdig zu betrauern. Diese Funktion nämlich bekleidete der junge Graf Arco (1775-1805) in Ulms bayerischer Zeit, von Max 1804 zum Präsidenten der Landesdirektion ernannt.
Aus berühmter Familie stammend, erwarb sich der überaus fleißige junge Mann höchstes Ansehen an seinem Dienstort Ulm. Allerdings überforderte er Arbeitskraft und Gesundheit; nach Napoleons Feldzug im Oktober um Ulm verstarb er schließlich hochbetrauert und erhielt ein triumphales Begräbnis. Auf sein Wirken geht die seit 1499 erste dauerhafte Ansiedlung eines jüdischen Kaufmannes, Heinrich Harburgers, zurück. Arco setzte gegen den Widerstand der christlichen Ulmer Kaufleute die Konkurrenz seines „Schutzjuden“ durch. Anhänger der Philosophie Rousseaus, wurde so auch Arcos Grabmal Zeugnis der Aufklärung; es soll nämlich die erste Nachbildung des Sarkophages von Rousseau im Park des Schlosses Ermenonville (Oise) auf der berühmten dortigen „Pappelinsel“ sein. Damit könnte Ulm also einen weiteren (Welt-)Rekord aufweisen. Zurück zur Natur!

Text: Uwe Heinloth